10. Auf der Halbinsel Gaspésie

Wo der St.-Lorenz-Strom zum Golf von St. Lorenz wird, liegt die Halbinsel Gaspésie. Der Name Gaspésie enthält das Worte Gaspé (auch ein Städtchen mit rund 15'000 Einwohnern), das in der Sprache der lokalen First Nation eine Ableitung des Micmac -Begriffs «Gespeg» ist, der „Ende des Landes“ bedeutet. Wir umrunden die Halbinsel in den nächsten Tagen der Küste entlang. In Cap-Chat werden wir morgens um 5:00 Uhr von der Sonne geweckt. Sie leuchtet uns direkt ins Bett in unserem Strandhäuschen. Es ist ungewohnt, dass die Sonne hier abends im Meer versinkt und morgens auch im Meer aufgeht. Wir geniessen den Tag am Strand zum Chillen und zum süssen Nichtstun. Richtig Ferien eben!







Bevor wir unsere Reise fortsetzen, besuchen wir die vorgestern verpasste Meeresausstellung und das Aquarium von Sante-Anne-des-Monts. Die Ausstellung setzt Haie und Rochen ins Zentrum. Schautafeln illustrieren die komplexen Zusammenhänge im Ökosystem Meer. Im Untergeschoss werden in mehreren Aquarien Meeresbewohner gezeigt. Manche davon dürfen sogar angefasst werden, namentlich Seesterne.





Die Strasse nordostwärts wird auf mehreren Abschnitten renoviert. Die angrenzenden Gesteinsformationen sind von vielen Schichten durchzogen und erinnern an die Axenregion und deren Verwerfungen.  Die Gegend wird immer einsamer. Wir nähern uns tatsächlich dem Ende des Landes. Der Leuchtturm von St. Madeleine ist als Wahrzeichen von Weitem zu sehen. Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel, das Hotel Motel Bon Accueuil im Weiler mit dem furchtbaren Namen "Sainte-Madeleine-de-la-Rivière-Madeleine". Wir wandern dem Strand entlang und finden eine kleine Kneipe, wo es sich gut sein lässt und wo wir einen Tisch für das Nachtessen reservieren. Die Gaspésie zeigt sich auch vom Wetter her von ihrer freundlichen Seite.











Am Morgen dann die Überraschung: In unserem Hotel/Motel gibt es kein Frühstück! Wir lassen uns die Laune nicht verderben, denn "La capitainerie des 2 soeurs", die freundliche Kneippe um die Ecke, hat bereits wieder geöffnet. Nach einem Morgenessen, welches (wie hier üblich) sehr üppig ist, fahren wir ostwärts. Die Strasse geht wiederum bergauf und bergab. Bald erreichen wir die Ortschaft Grande-Vallée. Dort wandern wir auf einem Rundweg dem Flüsschen entlang. Die Kirche und ein Dorfteil steht auf einer Klippe. Obwohl wir hier kaum Feriengäste sehen, scheint der Ort auf den Tourismus zu setzen. Es gibt ein Tourismusbüro, einen grossen Kinderspielplatz und einen hölzernen Wandersteg. Etwas ganz Besonderes ist die singende Brücke. Die alte Holzbrücke Galipeau wurde letztes Jahr mit 4 Stationen ausgerüstet, in welche man in ein Mikrophon singen kann. Danach beginnen die  Klangboxen zu leuchten und bringen ein verfremdetes und klangumrahmtes Echo zurück. Ein originelles Kunstwerk! Im Abendlicht erscheint unsere Unterkunft von der besten Seite. 














Am nächsten Morgen stehen wir schon um 6:00 Uhr auf, denn wir haben eine lange Strecke mit vielen Highlights vor uns. Entlang der Küste geht es auf der Strasse Nr. 132 in die Einsamkeit, vorbei an Seen und grossen Wäldern. Beim Leuchtturm von L'Anse-à-Valleau machen wir einen kurzen Stopp, kehren jedoch rasch um, ohne eine unverschämt hohe Eintrittsgebühr zu bezahlen. Schliesslich erreichen wir unser erstes Tagesziel, den Nationalpark Forillon. Im Visitor Centre des Nordteils sehen wir uns als Einstimmung in die grandiose Natur einen halbstündigen Film an. Danach machen wir uns selbst auf die Socken. Ein steiler Weg mit vielen Holztreppen führt bis an den Strand. Die geschichteten Felsformationen erinnern an die Pancake-Rocks in Neuseeland. Statt Robben und Tölpel treffen wir hier jedoch nur Badende und spielende Kinder. Der Aussichtsturm auf dem darüber liegenden Berg  liegt mit einer Wegstrecke von etwa 5 km und einer Höhendifferenz von etwa 300 m eh ausserhalb unserer Reichweite.

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Im weiteren Streckenverlauf gelangen wir zum Südportal des 244 km2 grossen Nationalparks Forillon. Hier fahren wir ein Stück weit entlang der Küste, danach beginnt ein Fussmarsch. Bei sonnigen Verhältnissen ohne Schatten auf der geschotterten und offenen Naturstrasse kehren wir um, bevor wir nach etwa 5 km am Ende der Strecke den Leuchtturm erreichen würden. Den Hauptort Gaspé, welcher der Halbinsel den Namen gegeben hat, kann man vergessen. Die enttäuschende Kleinstadt an der langgezogenen Bucht ist verzettelt und verschlafen. Wir nehmen als weitere Fortsetzung wiederum die Küstenstrasse, auch wenn wir dadurch einen ziemlichen Umweg nach Percé machen. Die Landschaft belohnt uns dafür. 







Wir haben für die nächsten zwei Tage eine Unterkunft am Südende des ausgebuchten Ferienorts Percé reserviert. Der volle Name dieser Absteige heisst "Gìte et Centre de Santé au coin de la berge B & B and Welness Centre". Das Haus mit dem Baujahr 1850 (?!) und mit 5 Zimmern wird von einer älteren, freundlichen Dame geführt. Eine Badewanne steht im Schlafzimmer, sonst erinnert eigentlich nichts an Wellness! Am Abend fahren wir nach Percé zurück, um einen ersten Augenschein des Fremdenorts zu nehmen und uns zu verpflegen. Markant glänzt der berühmte Kalkfelsen mit seinem Torbogen in der Abendsonne, nachdem sich die wenigen Regentropfen des Vorabends verflüchtigt haben.




















 



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