
Nach den vielen Tagen in den Grossstädten freuen wir uns auf die wilde Natur des Laurentinischen Waldes. Bei Regenwetter fahren wir von Montreal nach Shawinigan. Wir vermuteten, dass wir unsere Auberge Motel Drakkar in einem abgelegenen Dorf finden würden. Doch weit gefehlt! Shawinigan hat rund 60'000 Einwohner und ist die Agglomeration von verschiedenen Ortschaften der Region. Wegen den vielen Gewässern ist Shawinigan ein Ort der Elektrizitätserzeugung. Die Stadt hat sich auch zum Touristenort am Südportal zum Parc national de la Mauricie gewandelt. Von Waldbränden ist in dieser Region nichts zu spüren, sodass dieser Park am folgenden Tag unser Ziel wird. Nach dem Entrichten einer Eintrittsgebühr besuchen wir das Infozentrum, wo wir gutes Kartenmaterial für Wanderungen und Autostrassen erhalten. Da es auch Schwarzbären in der Gegend hat, hängen wir die Bärenglöcklein an den Rucksack, welche wir 2001 schon im Yukon und in Alaska benutzt haben. Wenn Bären Menschen spüren, verschwinden sie üblicherweise, es sei denn, man trage leckere Lebensmittel auf sich. Deshalb gibt es an den Raststädten bärensichere Abfalleimer.





Wie wir bald merken, spielt hier die Kultur der First Nation (Ureinwohner) eine wichtige Rolle. So klingen mehrere Ortsnamen sehr indianisch. Das Kanu ist heute für Leute jeder Hautfarbe ein beliebtes Boot auf den vielen Seen geworden. Die ganze örtliche Landschaftsplatte hat etwa 500 Seen und erinnert an die Seenplatte in Finnland. Wir fahren den Ort Shewenegan an und begehen uns auf den Kaskadenweg, ein Rundweg rund um Wasserkaskaden und durch den Laurentischen Urwald. Streckenweise geht der Wanderweg über Holzstege oder Holztreppen bergauf und bergab.
Von wilden Tieren spüren wir nichts. Wir können uns jedoch auch an kleinen Schönheiten erfreuen: an Bartflechten, bewachsenen Wurzelstöcken, Wintergrün, Pilzen oder Schmetterlingen.
Auf der gut ausgebauten Nationalparkstrasse suchen wir auf einer Länge von etwa 50 km weitere Aussichtspunkte und Raststellen auf. Es sind dies die Orte Iles aux-Pins, Vide-Bouteille, Le Passage, Lac Alphonse, Lac du Fou, Mekinac und Saint-Maurice. Die kurvige Strasse führt vorwiegend durch Wald. Plötzlich taucht jedoch wieder ein blauer oder moorig-brauner See aus dem saftigen Grün dieses Waldes auf.








Am nächsten Tag nehmen wir mit einer Länge von rund 350 km unsere grösste Etappe von Shawinigan nach Saguenay unter die Räder. Die Route liegt zwar meist im Wald, doch rechts und links tauchen sehr oft Seen, Moore und Flüsse auf. Zudem ist die gut ausgebaute Strasse streckenweise sehr kurvenreich und hügelig und damit auch sehr kurzweilig. Auf den Verkehrsschildern wird zwar oft vor Elchen gewarnt. Doch wir haben plötzlich einen jungen Schwarzbären vor unserem Fahrzeug! Nach einem Ausweichmanöver kehrt das Tier unverletzt in den Wald zurück. Leider gibt es auf dieser Strecke fast keine Ausstellplätze, sodass viele Bilder lediglich in der Erinnerung gespeichert werden. Auch der Schwarzbär gehört zu diesen bleibenden Erlebnissen.



Rigette und ich wechseln uns beim Fahren ab. Nach einem Kaffeehalt in La Tuque erreichen wir nach etwa 3 Stunden Chambord am grossen Lac Saint-Jean. Erstaunlich, mit welch grossen Wohnwagen gewisse Leute herumfahren. Die Landschaft wird offener und landwirtschaftlich genutzt. Jetzt geht es nach Osten zu unserem Tagesziel Saguenay. Die aus vier Ortschaften grossflächig verteilte Stadt von rund 140'000 Einwohner macht uns die Orientierung nicht leicht, nachdem unsere Google-Map die Fährte verloren hat. Doch schlussendlich finden wir das Appartement Champêtre in Chicoutimi an der 2615 Rang St. Paul. Diese hübsche Ferienwohnung wird uns in den nächsten drei Tage zur Verfügung stehen. Im Tourist Office vernehmen wir von zwei jungen Mitarbeitenden erfreut, dass es in der Region sehr viel zu sehen gibt.
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