16. Halifax, die Hauptstadt von Nova Scotia

Eigentlich wollten wir heute noch die Küste der Bay of Fundy aufsuchen. Aber der heftige Regen veranlasste uns, auf direktem Weg Halifax anzusteuern. Im ehrwürdigen Garden South Park Inn dürfen wir bereits am Mittag das Zimmer beziehen. Danach machen wir uns zu Fuss auf zum Bahnhof, wo auch die Alamo Car Rental untergebracht sein soll. Nach der Odyssee beim Fassen unseres Mietwagens in Toronto möchten wir morgen keine ähnliche Suchaktion mehr machen müssen. Der Bahnhof sieht ziemlich verlottert aus. Die Gleise sind grasbewachsen, die Schalter und die Anzeigetafel "Out of Order". Immerhin finden wir das kleine Büro der Firma Alamo in dessen Innenraum. Heute könnten wir unseren Toyota Corolla zum letzten Mal noch nutzen. Wir haben jedoch bei unserer Unterkunft noch einen Parkplatz ergattern können, sodass wir es vorziehen das Auto dort stehen zu lassen.



 


Der Regen hat nachgelassen. Wir suchen die noch neblige Waterfront von Halifax auf. Ein Leuchtturm grüsst aus der Ferne. Eine Skulptur erinnert an die vielen Einwanderer. Auf einer Tafel werden die unmenschlichen Auflagen beschrieben, welche die Engländer den Franzosen Mitte des 18. Jh. aufbürdeten. Doch die ursprünglichen First Nations werden mit keinem Wort erwähnt! 





Entlang des Quais finden wir lustige Beizchen und kleine Läden für Süssigkeiten, Pizzas, Glacés, Kleinbrauereien, ein historisches Warenhaus und vor allem Lokale für schreckliche Poutins. Das Nationalgericht der Kanadier hat zwar nichts mit dem russischen Präsidenten Putin zu tun, ist jedoch ähnlich unappetitlich. 







Kinder spielen auf fix installierten Instrumenten und schaukeln in den Hängematten. Die Gegensätze zwischen den verschiedenen Gebäuden sind ebenso evident wie diejenige ihrer Bewohner. Für manche reicht es gerade noch zum Campieren entlang der South Park Street.







Heute vor 6 Wochen haben wir bei der Firma Alamo in Toronto unseren Mietwagen gefasst. Heute geben wir ihn in Halifax zurück. Wir rechneten vorgängig mit einer Fahrstrecke von rund 6'000 km. Schlussendlich waren es exakt 5'573 km. Hätten wir das Cape Breton noch umrundet oder die Bay of Fundy aufsuchen können, hätten wir mit unserer Planung ziemlich genau ins Schwarze getroffen. Die Fahrzeugrückgabe verläuft zügig und problemlos. Wir hatten weder eine Panne noch einen Unfall, worüber wir sehr froh sind. Im Gegensatz zu gestern zeigt sich das Wetter heute von seiner freundlichen Seite. Der Pier präsentiert sich in einem anderen Licht. Der Hafen lebt, tönt und riecht nach Abenteuer, welche man für gutes Geld erleben könnte. Da wäre beispielsweise eine "Harbour Hopper Tour", in welcher man mit einem Amphibienfahrzeug sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser fahren kann. Oder die "Hopp On Hopp Off Tour" in einem offenen Doppelstockbus, wo einem während der Rundfahrt nonstop das Innenleben der Stadt nähergebracht wird. Da wir keine Herdentiere sind, verzichten wir auf diese Erlebnisse und besuchen stattdessen Schiffe, Boutiquen und Beizli.












Einen besonderen fotografischen Gruss senden wir unserer Enkelin Daria, auch wenn sich das örtliche Lokal hier mit y schreibt! Der historische Kern von Halifax ist zwar ziemlich kompakt aber trotzdem weitäufig. Einen Stier dürfen wir nicht reiten, aber immerhin einen Kater einfangen. Von weitem sieht man die "A Murray MacKey Bridge", über welche wir von Truro herkommend gefahren sind. Alte Gebäude wurden oft aufwendig renoviert.








Nun gehts bergauf zur sternenförmigen Zitadelle. Eine grosse Uhr zeigt den Unpünktlichen die Zeit. Hier herrscht Nostalgie pur! Alldings dürfen heute auch Frauen Wache stehen oder in historischen Kleidern exerzieren. Als Untermalung hört man Kommandogeschrei, Trommeln und Dudelsackklänge, welche dem Tinnitus alle Ehre machen. Auf dem Wall hat man eine schöne Rundsicht über die Stadt. Mittels Tafeln wird vor wilden Pastinakpflanzen gewarnt, deren Saft zusammen mit Sonnenlicht schwere Verbrennungen auf der Haut auslösen können. Es gibt hier Kanonen mit unterschiedlichsten Kalibern zu bewundern. Dass ein Rasenmähroboter pausenlos den gesamten Grünbereich poliert, ist jedoch unter allen Kanonen.













Unsere nächste Station sind die Public Gardens im Süden der Zitadelle. Hier herrschen Ruhe und Natur, auch wenn letzterer ziemlich nachgeholfen wurde. Kunstvoll erstellte Eisentore zieren den Zugang zum Park. Man findet darin einen grossen Teich, imposante Bäume, Blumenbeete und ein kleines Trianon wie in Versaille. Sogar Ananas und Bananenstauden wachsen hier.










Am folgenden Tag peitscht der Regen ans Fenster. Gerade ein idealer Tag, um das Maritime Museum of the Atlantic zu besuchen. Auf dem Weg dorthin laufen wir durch die leere Fussgängerzone mit ihren vielen hübschen Gasthausschildern. Das Meeresmuseum ist für Besucher ein Muss! Es beherbergt eine grosse Titanic Ausstellung mit Geschichten und Relikten ihtes Untergangs am 15. April 1912. Dabei ertranken 1414 von über 2200 Menschen an Bord. Zudem wird die grosse Explosion vom 6. Dezember 1917 dokumentiert, bei der nach dem Zusammenstoss des Norwegischen Schiffs Imo mit dem Französischen Munitionsschiff Mont Blanc grosse Teile des Hafens von Halifax wegrasiert wurden. Fast 2000 Menschen verloren dabei ihr Leben und über 9000 wurden teils schwer verletzt.













Auch neuere Katastrophen werden visualisiert, bei denen es besonders um die Verschmutzung der Gewässer geht, etwa wegen Papierfabriken oder dem Fracking. Besonders Leidtragende sind die First Nation, deren Wasserversorgung und Fischgründe betroffen sind. Heute scheinen sich die Verhältnisse zwar gebessert und die Völkerverständigung normalisiert zu haben. Doch viele Gefahren für die zahlreichen Seen und das Meer sind weiterhin vorhanden.





 

Wir suchen in der St. Mary's Cathedral weiteren Schutz vor dem Regen. Die katholische Basilika geht mit der Zeit, denn man kann auch mit der Kreditkarte für sie spenden. Doch auch deren Umfeld hat den Respekt vor der Kirche verloren. Während des Nachtessens im PressGang Restaurant klart das Wetter auf, und mit dem delikaten Essen auch unser Befinden. Der Verdauungsspaziergang an der Waterfront wird wieder von strahlend blauem Himmel umrahmt. Wir geniessen den letzten Abend in Halifax und versöhnen uns mit Petrus endgültig. 













Wenn man in der Schweiz die Stadt Halifax erwähnt, werden Erinnerungen an den Swissairabsturz vom 3. September 1998 wach, bei welchem alle 229 Insassen ums Leben kamen. Wir probieren am letzten Tag jedoch noch die schönen Seiten der Stadt auszukosten. Nach einem nochmaligen Besuch im Public Gardens laufen wir durch Downtown. Diese ist gleichzeitig historisch alt und hochmodern. An der Waterfront geniessen wir den schönen Sommertag, bevor uns ein Taxi zum Flughafen bringt. Leider hat alles Schöne sein Ende! Doch auch die Totenschädel im mexikanischen Flughafenrestaurant in Halifax sehen die Heimfahrt positiv, wohin auch immer. Wir freuen uns ebenfalls auf die Rückkehr in die Schweiz.










































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